Gute Erfahrungen und ein Erlebnis zum Schmunzeln: Ein Jahr Betreutes Wohnen in der Greifswalder Bleichstraße

Ein Gespräch mit den Alltagsbegleiterinnen Ricarda Ratke und Anne Jablonski.

 

Vor ziemlich genau einem Jahr zogen die ersten Mieter:innen in den Neubau am Rande der Greifswalder Innenstadt. Seit dem ersten Tag sind die Alltagsbegleiterinnen Ricarda Ratke und Anne Jablonski für 40 Bewohner:innen da, organisieren Freizeitangebote, Pflege- und Handwerksleistungen und helfen bei Fragen und Problemen.

Frau Ratke und Frau Jablonski, wie kann man sich das Konzept des „Betreuten Wohnen“ vorstellen?
Anders als in einem Pflegeheim wohnen die Mieter:innen bei uns selbstständig in ihrer eigenen Wohnung, die sie bei uns nach ihren Wünschen mieten und selbstständig einrichten. Sie sind so selbstständig wie sie es sich wünschen, können auf Wunsch aber auf Pflege- und Sozialleistungen und auf unser Freizeitangebot zurückgreifen, das wir für sie organisieren. Das Betreute Wohnen bieten wir seit einem Jahr in der Bleichstraße und schon ein paar Jahre länger in der Greifswalder Soldmannstraße und in Demmin an.

Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Als Alltagsbegleiterinnen erbringen wir beide selber keine Pflegeleistungen, das machen unsere Kolleginnen der Sozialstation Greifswald-Griebenow, die mit einer Zweigstelle bei uns im Haus sind. Unser Job ist hingegen, für das zu sorgen, was sich viele älter werdende Menschen zusätzlich wünschen, aber nicht zu den Leistungen der Pflege gehört. Wir sind Ansprechpartnerinnen für Sorgen und Ängste, haben ein offenes Ohr und bringen vor allem die Mieter:innen zusammen. Wir organisieren Spielenachmittage, Ausflüge, Einkaufsfahrten und stellen ein vielfältiges Freizeitprogramm auf die Beine. In unserer Begegnungsstätte im Haus haben wir die Räumlichkeiten dazu. Hier bieten wir auch täglich ein Mittagessen an, an dem unsere Mieter:innen teilnehmen können, aber nicht müssen. Generell gilt bei uns für alles: Jede:r darf, niemand muss.

Welche Freizeitangebote organisieren Sie für die Mieter:innen?
Diese richten sich sehr nach ihren Interessen. Ich (Frau Ratke, Anm. d. Red.) bin auch Übungsleiterin Breitensport und so habe ich einfach mal versucht, etwas Bewegungstraining anzubieten. Das wurde so gut angenommen, dass wir nun zwei Mal die Woche in unseren Räumen vor Ort Übungen zur Stärkung von Beweglichkeit und Feinmotorik machen, soweit Corona es zulässt.
Neben dem Sport bieten wir aber auch vieles andere an, Spaziergänge, Einzelbetreuungen, Mieterversammlungen und Ausflüge. Außerdem ist es echt toll, dass regelmäßig Ehrenamtliche vom Bürgerhafen zu uns kommen und Strickrunden, Literaturkreise und vieles mehr machen. Das ist wirklich eine Bereicherung für uns und viele Mieter:innen freuen sich sehr darüber.

Was waren Ihre persönlichen Highlights im ersten Jahr?
Wirklich schmunzeln mussten wir bei einem Bowlingabend in der Brinkstraße. Das Interesse war wirklich groß, etwa 12-15 Mieter:innen waren mit dabei. Und wir waren nicht sicher, ob so eine schwere Bowlingkugel nicht doch etwas viel für den ein oder die andere ist. Aber von wegen: Unsere Mieter entdeckten ganz neue Kräfte und die 6, 7 oder auch 10Kg waren im Nu gehoben! Ein wirklich toller Abend.
Außerdem konnten wir einen Tagesausflug nach Peenemünde organisieren und dort ein Konzert des Bundespolizeiorchesters besuchen. Das war sehr schön. Und natürlich unsere Ginkgobaum-Pflanzaktion. Wir wollten auf dem Gelände einen Ginkgobaum pflanzen, denn Ginkgobäume symbolisieren neue Kraft und ein langes Leben. Viele Mieter:innen fanden die Idee toll und beteiligten sich auch finanziell daran. Aus der Idee wurde ein richtig schöner gemeinsamer Grillnachmittag, an dem wir den Baum gepflanzt haben.

Was ist Ihr persönliches Fazit nach dem ersten Jahr?
Es ist toll, dass wir hier so gut zusammengewachsen sind. Auch wenn jede:r selbstständig ist und wir alles tun, um die Selbstständigkeit zu erhalten, fühlt es sich für uns an wie eine große Familie. Dafür sind wir sehr dankbar!

Vielen Dank Ihnen beiden für das Gespräch!

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