Systemrelevant und behindert?

Wie Menschen mit Behinderung auch in Zeiten der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt gebraucht und geschätzt werden.

Systemrelevant? Als systemrelevant werden Unternehmen oder Berufe bezeichnet, die eine derart bedeutende volkswirtschaftliche oder infrastrukturelle Rolle in einem Staat spielen, dass ihre Insolvenz nicht hingenommen werden kann oder ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss. Kritische Infrastruktur? ... ein System oder ein Teil davon, die von wesentlicher Bedeutung für die Aufrechterhaltung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen, der Gesundheit, der Sicherheit und des wirtschaftlichen oder sozialen Wohlergehens der Bevölkerung sind. Mehr als 25 Menschen mit Behinderung, die vom Dienst zur betrieblichen Inklusion begleitet und unterstützt werden, arbeiten auch während der Corona-Krise weiter.

Einer davon ist Herr Dahms. Seit Januar 2016 ist er ein zuverlässiger, kompetenter, geschätzter und freundlicher Kollege in einem kleinen Team auf dem Friedhof in Wolgast. Das Gelände pflegen, Beerdigungen vorbereiten, Gräber ausheben, Grünflächenpflege, Baumschnitt und und und... die Natur erwacht, der Frühling lässt alles blühen und wachsen und sprießen. Frühling auf dem Friedhof, gerade jetzt sind die Gegensätze dort so spürbar, neues Leben und endendes Leben. Ich nehme das Telefon in die Hand und wähle die Nummer des Anleiters vor Ort. „Hallo, hier ist der Dienst zur betrieblichen Inklusion. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen komme ich im Moment nicht persönlich ohne Dringlichkeit. Aber es gibt ja Telefone und so können wir uns direkt und fast persönlich austauschen. Zunächst alles Gute Ihnen und bleiben Sie gesund. Wie geht es dem Team? Was macht die Arbeit? Was fehlt? Was brauchen Sie? Kann ich Herrn Dahms sprechen?“ ... nach 10 Minuten haben wir uns gut auf den Stand gebracht und verbunden. Auch, wenn wir uns gerade nicht in die Augen sehen, weiß Herr Dahms, wir stehen zur Seite, helfen, wenn nötig, besorgen, berichten, informieren, stellen zur Verfügung, beantworten und sind da. Die Fotos haben wir vor einigen Wochen gemacht. Wir saßen danach noch zusammen und weil die Zeit es zuließ, kamen wir nach allen organisatorischen und arbeitsrelevanten Themen ins Plaudern und Philosophieren über den Umgang mit Tod und das Sterben. Auf dem Friedhof in Wolgast treffe ich auf Frieden und Ruhe und Freundlichkeit in der Person von Herrn Dahms. Danke für Ihre Arbeit Herr Dahms! Bis bald! Wir sind da. Und bleiben Sie gesund!