Abstrakte Kunst - wild und tief

 

Alles Banane? Nur auf den ersten, zudem flüchtigen Blick, könnte ein Betrachter der Kunst von Alexander Lange vielleicht diesen Eindruck gewinnen. Sieht doch der geneigte Besucher der Gemälde- und Collagenausstellung, die derzeit in der Rechtsanwaltskanzlei Hardtke, Svensson & Partner in Greifswald gezeigt wird, bereits im Foyer das 70 x 100 Zentimeter große Bild „Alles Banane“, das nicht nur durch seine dynamischen orangen, gelben und schwarzen Striche, mit Wachsmalstiften ausgeführt, besticht.

 

Abstrakte Kunst, hier in Mischtechnik, auf mehrschichtig vorgestaltetem Untergrund entstanden, ist das Faible des behinderten Malers Alexander Lange. Der 35-jährige ist Gründungsmitglied des Ateliers PIX im Pommerschen Diakonieverein e. V., einer Kunstplattform mit Arbeitsbereich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.

 

Der gebürtige Greifswalder ist Gefühls- und Kraftmensch zugleich. In seiner Arbeit mit Bleistift, Pinsel, Wachskreide, Schere und Kleber lässt er sich von allen Sinnen leiten. Der Geruch der Stifte und das Gefühl der Farbe an den Fingern treiben ihn voran. Es wird geschnitten, gerissen, zerknüllt und manchmal auch gekostet. Energetischer Erguss und körperliche Erschöpfung folgen dabei oft dicht aufeinander. Langes Bilder offenbaren starke Emotionen und große seelische Tiefe.

 

Ein für den Künstler typisch gestalteter Fisch, ist auf dem Gemälde „Rosa“ (83 x 58 cm, Mischtechnik) in einer, der arktischen Eiswüste ähnlichen, Landschaft zu sehen.

 

Düster und zugleich wild wirkt das Ölbild „ohne Titel“ (100 x 100 cm), dessen Mittelpunkt jedoch hell erstrahlt und dessen klare rote und weiße Striche Optimismus vermitteln. Insgesamt können in dieser sehenswerten Werkschau von Alexander Lange in der Wolgaster Straße 144 in Greifswald, zwölf sehr differenzierte Kunstwerke betrachtet werden. Zwei der Bilder entstanden in Zusammenarbeit mit dem Greifswalder Kunstmaler Dirk Teschner.   

 

PIX-Fachkraft Lutz Jürgens erlebt Alexander Langes Arbeitsweise so: „Wenn die Farbe in der Nase kitzelt, die Schere scharf und handlich ist und die Musik laut aus den Kopfhörern dröhnt, dann erwachen die Bilder. Partien füllen sich mit bunter Wachskreide. Haftputz fließt in Wülsten über die Leinwand. Flächen schwimmen über die Arbeitsfläche. Bäume purzeln durcheinander. Striche verschlingen sich und Kleckse wandern über Finger, Hemd und Gesicht. Gehen Kraft und Ausdauer zur Neige, so finden auch Werk und Künstler ein Ende.“

  

Seit einigen Jahren gehören die PIX-Künstler zunehmend zum festen Teil des Greifswalder Kulturlebens. Mit ihren zahlreichen Ausstellungen, Auftritten, Lesungen und offenen Angeboten, stellen sie unter anderem die Frage nach Bedeutung, Sinn und Umgang mit dem Begriff Behinderung in Kunst und Gesellschaft.

 

DWB