Der Bürgerhafen Greifswald gedenkt Martin Langer

Am 03. März verstarb der bekannte Hamburger Fotograf. Ausgewählte Werke sind derzeit in einer Ausstellung in Greifswald zu sehen, die der Bürgerhafen mit initiierte.

Der Fotograf Martin Langer ist verstorben, wie seine Agentur „Focus“ auf Instagram bekanntgab. Langer, Fotograf aus Hamburg, erlangte vor allem durch seine Dokumentation des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 Bekanntheit. Die ikonischen Fotos sind zurzeit im Greifswalder Koeppenhaus zu sehen; initiiert wurde die Ausstellung durch den Bürgerhafen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus.

Die Schwarzweißaufnahme eines Mannes, bekleidet mit einem Fußballtrikot und einer Jogginghose, der den Arm zum „Hitlergruß“ hebt, ging um die Welt. Es wurde Symbol für die viertägigen Ausschreitungen, für die Ereignisse in Rostock. Martin Langer fertigte dieses Foto an, als er im Auftrag des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ drei Tage lang die Übergriffe dokumentierte. Er dokumentierte jedoch auch jene Rostocker:innen, die sich klar gegen diesen Hass positionierten.

„Der viel zu frühe Tod von Martin Langer hat mich sehr erschüttert und sprachlos gemacht. Zumal ich ihn im Februar noch in Hamburg getroffen hatte, um die Fotos für unsere Ausstellung abzuholen“ so Gundula Meyer, Projektmitarbeiterin im Bürgerhafen. Nachdem sie vor einem Jahr auf seine Fotoreihe gestoßen war, plante sie sofort, diese auch in Greifswald zu zeigen und sich gemeinsam mit dem Netzwerk Migration an den Internationalen Wochen gegen Rassismus zu beteiligen.
Martin Langer war von der Idee sehr angetan, zumal sich das Pogrom von Rostock Lichtenhagen im Jahr 2022 zum 30. Mal jährt. Er wünschte sich sehr, dass durch diese Fotoreihe die Betrachtenden aufgerüttelt werden könnten und stellte die Bilder unentgeltlich für die Ausstellung zur Verfügung. „Ich erlebte Martin Langer sowohl in seinen Mails als auch am Telefon als sehr humorvollen, aber auch kritischen Menschen. Nach dem Ausstellungszeitraum wäre sicher ein guter Austausch über den Verlauf entstanden. Das wird mir nun sehr fehlen. Wir hätten viel zu sagen gehabt, dessen bin ich sicher“, so Meyer weiter.

Die Ereignisse von Lichtenhagen vor 30 Jahren waren die massivsten rassistisch motivierten Angriffe in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges, aber bei Weitem nicht die einzigen. Ihnen gingen täglich rassistische Angriffe in der gesamten Bundesrepublik voraus – und es folgten tagtäglich weitere.

Die Ausstellung: 30 Jahre Rostock-Lichtenhagen – Fotografien von Martin Langer

  • Gezeigt werden die Fotos vom 02. bis 25. März 2022 in der Galerie des Koeppenhauses Greifswald (Bahnhofstraße 4/5)
  • Dienstag bis Freitag jeweils 14 bis 18 Uhr
  • Der Eintritt ist frei und der Einlass erfolgt nach den aktuellen Regelungen der Corona-Landesverordnung.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus: Der Einsatz für eine solidarische Gemeinschaft muss größer als der Hass und die Gewalt sein. Das abwechslungsreiche Programm zur Überwindung von Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten gibt die Gelegenheit, für eine menschenfreundliche und solidarische Gesellschaft aktiv zu werden. Initiiert von der Stiftung gegen Rassismus und vielen weiteren zivilgesellschaftlichen Akteur:innen (https://pfd-greifswald.de/aktionswochen-gegen-rassismus/).

(Fotos rechts mit freundlicher Genehmigung des Fotografen: "Feuerwehr" | "Ik bün Rostocker" | "Verbrannte Fassade")