Da staunen die Bewohner:innen des Janczikowsyhauses in Züssow nicht schlecht, als am Freitagnachmittag ein unerwarteter Besuch im Gemeinschaftsraum des Erdgeschosses auftaucht. Pflegedienstleitung Kerstin Voß hat die „Besuchshunde“ vom Deutschen Roten Kreuz eingeladen. In Begleitung ihrer Besitzerinnen, die gleichzeitig auch das Training übernehmen, betreten die drei Hunde in freudiger Erwartung und mit wedelndem Schwanz die Einrichtung. Die 10 Jahre alte Hündin Kira, mit „Frauchen“ Verena, begrüßt als Dienstälteste zuerst einen Bewohner im Rollstuhl. Freundlich und aufgeschlossen geht die schwarze Labrador-Hündin auf ihn zu, schnüffelt erst ein wenig am Rollstuhl, dann an den Händen und lässt sich kurz darauf von ihrer neuen Bekanntschaft den Kopf tätscheln. Der Bewohner lacht und strahlt über das ganze Gesicht. Für die umstehenden Pflegekräfte ist das etwas Besonderes, denn der Mann ist kognitiv schwer beeinträchtigt und eine Kommunikation ist daher oft nur schwer möglich. „Aber Tiere, und vor allem Hunde, die haben da einen anderen Zugang.“, weiß Ausbilderin Christine Dembski, die die Gruppe begleitet, zu berichten. Auch Sheltie „Caja“ mit Besitzerin Martina und Australian-Shepherd-Rüde „Elvis“ mit seinem Frauchen Stephie sind zu Gast. Schon während der ersten Minuten fällt auf, dass es sich hierbei um ganz besondere Hunde handelt. Es gibt kein wildes Anspringen, kein Bellen oder Verstecken – trotz der fremden Umgebung, Menschen und Gerüche. Die drei Besuchshunde strahlen Ruhe aus, sind neugierig aber vor allem freundlich und kontaktfreudig. Ganz zum Vergnügen der Senior:innen. Viele von ihnen hatten früher selbst einen Hund. Einige, damit der Hof bewacht wird und andere, um einfach einen Weggefährten und Freund bei sich zu haben. So kommen bei vielen alte Erinnerungen zutage und die drei Vierbeiner müssen nicht lange auf die ersten Streicheleinheiten warten.
Was für die Bewohner:innen des Pflegeheims eine nette Überraschung ist und vor allem der Seele gut tut, bedeutet für die Hunde jedoch Arbeit. Um überhaupt als „Besuchshund“ infrage zu kommen, haben sie bereits einen umfangreichen Wesenstest, jede Menge Training und eine Prüfung hinter sich gebracht. „Unsere Besuchshunde sind alle zertifiziert.“, erzählt uns Frau Dembski. „Und nicht jeder Hund ist dafür geeignet. Hunde, die im Besuchsdienst eingesetzt werden, müssen absolut frei von jeglicher Aggression sein. Sie dürfen in keinem Fall nach vorn gehen, auch wenn sie einmal ruppig angefasst werden oder sich erschrecken. Damit sie an der Prüfung teilnehmen können, müssen sie mindestens zwei Jahre alt sein.“ Zwei Mal im Monat trifft sich das Team um die Ausbilderinnen Frau Dembski und Frau Straubel in Greifswald zum Training. Die Hunde sind häufig auch auf größeren Veranstaltungen zu Gast. Hier wollen die Mitglieder der DRK-Besuchshunde-Gruppe vor allem auf ihre ehrenamtliche Arbeit aufmerksam machen und neue Mitglieder werben. Denn irgendwann gehen auch die besten Hunde in den „Ruhestand“ und so freuen sich alle über Nachwuchs. Daher ist heute auch eine „Auszubildende“ dabei. Sie schaut den erfahreneren Hundetrainerinnen über die Schulter und hat deshalb ihren Hund, der noch zu jung und nicht vollständig ausgebildet ist, nicht dabei. Von Stephies Hund „Elvis“ kann man auch wirklich etwas lernen. Er führt im Gemeinschaftsraum kleine Übungen vor, apportiert sein Spielzeug, sagt den Zuschauenden „Hallo“ mit erhobenen Pfötchen und kann auch sonst so einige Tricks, die bei den Senior:innen für Entzücken sorgen.
Hündin „Caja“ geht unterdessen mit Pflegedienstleitung Frau Voß und Besitzerin Martina auf eine besondere Mission. Da sie kleiner ist als die anderen beiden, besucht sie häufig Pflegebedürftige, die bettlägerig sind. Caja lässt sich ohne Einwände auf das Bett einer Bewohnerin setzen, legt sich hin und bleibt entspannt und geduldig liegen. Die besuchte Dame ist dement und ebenfalls kognitiv schwer beeinträchtigt. Sie kann sich nicht mehr mit Worten ausdrücken und schläft sehr viel. In Cajas Nähe öffnet sie für einen kurzen Moment die Augen und greift in das kuschelige lange Fell der Hündin. Caja lässt es geschehen, legt ihren Kopf auf die Bettdecke. Nach einer Weile im warmen Bett beginnt die Hündin leicht zu hecheln. Besitzerin Martina, die ein sensibles Gespür für ihr Tier hat, weiß: es ist Zeit für eine Pause. Nach ungefähr einer Stunde ist daher auch der Hundebesuch in der Einrichtung vorbei und die Vierbeiner werden mit kleinen Spielen im Freien und einem Spaziergang für ihre Arbeit belohnt.
Im Janczikowskyhaus jedoch freuen sich alle Hundeliebhaber:innen bereits jetzt auf ein Wiedersehen.