Im Janczikowskyhaus, dem Pflegeheim Züssow, startete in der Woche vom 31.01.2023 bis 03.02.2023 erstmalig ein ganz besonderes Ausbildungsprojekt: die Praxis-Theorie-Transfer-Woche. Unter der Regie der Zentralen Praxisanleitung der Geschäftsbereiche pflegen und assistieren des Pommerschen Diakonievereins erhielten 13 Auszubildende aus dem ersten und dritten Lehrjahr die Möglichkeit, eigenverantwortlich an drei Tagen den kompletten Schichtbetrieb eines Wohnbereichs im Frühdienst zu übernehmen. So waren die Schüler:innen, die sich aktuell in der generalistischen Pflegeausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann befinden, für die gesamte Vorbereitung und Durchführung selbst zuständig.
Da solch ein besonderer Einsatz gut vorbereitet werden muss, stand am Anfang der Woche vor allem die theoretische Auseinandersetzung mit dem Projekt im Vordergrund. Es folgten ein thematischer Einstieg zum „Pflegeprozess“, ein Impulsvortrag zur Wundversorgung und eine Gruppenarbeit zur Anatomie und Funktion verschiedener innerer Organe des menschlichen Körpers.
Kurz darauf stand das erste Kennenlernen der Bewohner:innen der pflegerischen Einrichtung auf der Tagesordnung. Die Auszubildenden wurden in Zweiergruppen eingeteilt, in denen jeweils ein:e Schüler:in aus dem ersten und dem dritten Lehrjahr zusammenarbeiten konnten. Dafür wurden je nach Ausbildungsstand individuelle Aufgaben- und Zielstellungen formuliert und die zu pflegenden Bewohner:innen zugewiesen.
Für die „Erstis“ lag hierbei der Fokus vor allem auf dem Lernauftrag „Wahrnehmen und Beobachten“, welcher z.B. die Inspektion der Mundhöhle während der morgendlichen Mundpflege aber auch das Durchführen der Hautbeobachtung und Prophylaxen während der Körperpflege beinhaltete. Die Schüler:innen des dritten Ausbildungsjahres hingegen erhielten einen weiterführenden Auftrag. Sie wurden darauf vorbereitet, den „Pflegeprozess von zwei bis drei Pflegebedürftigen zu planen, zu steuern, durchzuführen und zu evaluieren“.
Christoph Küthe, der bereits viele Jahre als Praxisanleiter im Pommerschen Diakonieverein tätig ist und seit dem letzten Jahr nun auch gemeinsam mit Kathrin Boldt die Koordination der Ausbildung übernommen hat, berichtet vom Mehrwert dieser speziellen Übungstage: „Unsere PTT-Woche soll vor allem der Überführung von erlerntem, theoretischen Wissen in die praktische Durchführung dienen. Das besondere an unserem Projekt ist, dass die Auszubildenden die Chance erhalten, eine ganzheitliche Pflege und Betreuung durchzuführen. Sie planen und begleiten den gesamten Pflegeprozess und lernen somit, selbstständig und interdisziplinär zu agieren und ihr pflegerisches Handeln zu reflektieren. Dabei entsteht ein toller Lerneffekt.“
Kathrin Boldt fügt hinzu: „Natürlich unterstützen wir bei Fragen und bereiten die Pflegesituationen gemeinsam vor. Die Auszubildenden lernen aber auch viel voneinander oder erschließen sich neue Sachverhalte im Team.“
Für die im Pflegeheim lebenden Senioren schien diese besondere Woche eine willkommene Abwechslung zu sein. „Ein bisschen frischer Wind“ im Alltag und junge Menschen, die sich viel Zeit für Gespräche und die Betreuung der älteren Generation nehmen, wurden gern gesehen und brachten bei dem ein oder anderen einen deutlich spürbaren positiven Effekt. „So entspannt und selig habe ich diese Bewohnerin noch nie gesehen.“, berichtet uns Frau Boldt, als ein Auszubildender der dementen Seniorin gegenübersitzt und ihr eine Geschichte erzählt, die er mit einer Handpuppe begleitet. „Die Auszubildenden machen das wirklich ganz toll.“
Auch Kerstin Voß, Pflegedienstleitung im Züssower Pflegeheim, ist begeistert von dem Projekt. „Den Bewohnern hat es super gut gefallen und sie haben sich über die Abwechslung gefreut. So viel Zeit können wir ihnen aufgrund unseres Personalschlüssels im Alltag leider nicht immer schenken. Sie genießen die Aufmerksamkeit und Nähe. Auch der gemeinsame Austausch nach dem Projekt brachte einen Mehrwert für unser Team und die Pflege unserer Bewohner:innen. Unsere Einrichtung würde bei dem Projekt jederzeit wieder mitmachen.“