Bunte Bande in der Baderstraße

Ein Projekt zwischen Schule und Werkstatt für behinderte Menschen geht in die Fortsetzung.

„Kennt ihr ein schwieriges Wort?“ Ein Schüler der Klasse 2d der Käthe-Kollwitz-Grundschule meldet sich. „Na?“ Er sagt ohne sich zu verhaspeln:
„Endoplasmatisches Retikulum. Was?“ Er wiederholt das Wort. „Und was ist das? Ich weiß nicht genau.“
So ist es mit schwerer Sprache und Barrieren im Leben, die anderen Menschen das Reden und Verstehen erschweren.

Eine bunte Bande an Schülerinnen und Schülern waren die ersten Gäste in den neuen Räumlichkeiten des Dienstes zur betrieblichen Inklusion des Geschäftsbereiches arbeiten. Diesen Auftakt hätte man nicht besser planen können. Nach dem großen Erfolg von „Seeside macht Schule“ im Jahr 2019, als Grundschüler erstmals im Rahmen des durch die Aktion Mensch geförderten Projektes das Atelier PIX und die Band Seeside besuchten, gab es nun die Fortsetzung.
Damals galt es, Inklusion nicht nur theoretisch zu beschreiben, sondern im gemeinsamen Singen, Musizieren und künstlerischen Gestalten lebendig zu erfahren.

Inklusiv und erfahrbar sollten die Themen des diesjährigen Sensibilisierungsworkshops wieder sein. Wie macht man Barrieren und Barrierefreiheit erfahrbar, wie sensibilisiert man für Inklusion? Am besten, indem man mit Menschen spricht, sich mit Experten zu dem Thema austauscht und eigene Erfahrungen macht. Mit Menschen sprechen - Maria Fieler, die, wie sie den Kindern erzählt, von Geburt an blind ist und im Kopier- und Grafikstudio der Greifenwerkstatt arbeitet, berichtet von ihrem Alltag und den Hürden, von Hilfsmitteln und technischen Geräten, die ihr das Leben erleichtern. Sie liest den Kindern aus der neuesten Bunte Bande-Geschichte "Das gestohlene Fahrrad" vor. Die Besonderheit ist, dass Frau Fieler aus diesem Buch mit den Händen tastend vorliest.
Mit Experten austauschen: Nils Wöbke und seine Kollegin von capito Mecklenburg-Vorpommern aus Hagenow erklären leicht verständlich schwierige Begriffe und beantworten mit aller Geduld jede einzelne der zahlreichen Fragen, die den Kindern „unter den Nägeln brennen“ (wie die Lehrerin sagte).
Nach Theorie und Interview konnten die Schüler*innen sich selbst erfahren und mit den Einschränkungen aber auch den Hilfsmitteln erproben.
Am Ende hat jedes Kind einmal im Rollstuhl gesessen, jemanden im Rollstuhl gefahren, eine Brille mit Seheinschränkung aufgehabt und seinen Namen in Brailleschrift von Frau Fieler auf der eigens dafür mitgebrachten Schreibmaschine geschrieben in die Hand bekommen.   

Merci liebe Kinder! Merci ist Französisch und heißt Danke. Man spricht es „Meer-sie“ aus. Vielen Dank für diese zukunftsweisende Veranstaltung. Gern mehr davon!

Achso, und das Endoplasmatische Retikulum (ER) stellt ein Gangsystem durch die Zelle dar. Es besteht aus einer Vielzahl von Membranen umschlossenen Hohlräumen und durchzieht die gesamte Zelle. Capito?