„Jeder hat ein Recht auf Inklusion“

Grundschüler*innen besuchen im Rahmen eines Projekts Einrichtungen für Menschen mit Behinderung

Die Klasse 4c der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Greifswald hat Anfang März ein besonderes Projekt durchgeführt. Im Fokus stand hierbei das Thema „Inklusion“, verbunden mit der Frage, was es heißt, mit einer Behinderung zu leben. Geplant war eine Kooperation mit dem Geschäftsbereich arbeiten des Pommerschen Diakonievereins, da dieser in der Vergangenheit bereits Erfahrung mit solchen Schülerprojekten gesammelt hatte.

Die Vorbereitungen in Form eines Förderantrags liefen bereits im vergangenen Jahr an. Dank Daniel Janeck, Teamleiter im Geschäftsbereich arbeiten, und Annegret Krahn, die in unserer Unternehmensgruppe seit vielen Jahren für die Bereiche Finanzierung und Förderung zuständig ist, erhielten wir eine finanzielle Unterstützung von der „Aktion Mensch“, die das Projekt – mit seinen vielen besonderen Extras – erst möglich machte. So wurde beispielsweise ein Büchersatz der „Bunten Bande“ für die Vorbereitung des Projektes bestellt, sodass das Thema bereits zur Einstimmung in den Unterricht integriert werden konnte. Das Buch ist nach einer Gruppe Kinder benannt, die alle unterschiedlich und zum Teil auch gesundheitlich beeinträchtigt sind. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, unterstützen einander, sind zusammen unschlagbar. Besonders wertvoll war, dass die bestellte Ausgabe des Buches zusätzlich in Brailleschrift und einfacher Sprache verfasst war - eine tolle Grundlage also, um sich der Thematik zu nähern.

Am 05.03. stand dann der erste Projekttag an. Die Viertklässler*innen hatten hier die Möglichkeit, das Behindertenforum in Greifswald zu besuchen, eine Begegnungsstätte für Menschen mit Handicap. Der Pommersche Diakonieverein hatte zu diesem Zweck sein Kooperationsnetzwerk genutzt. Daher waren auch Vertreter*innen des Sehbehindertenvereins sowie des Sanitätshaus Strehlow vor Ort. Alle hatten gemeinsam das Programm für den Tag vorbereitet. Im „Stationsbetrieb“ konnten die Kinder sich über Gebärdensprache, das Lesen von Brailleschrift und Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen informieren. Die Senior*innen vor Ort berichteten außerdem von typischen Alltagshindernissen, mit denen sich Menschen mit Behinderung immer wieder auseinandersetzen müssen. Die Schüler*innen nutzten die gemeinsame Zeit, um Fragen zu stellen. Aber auch selbst Ausprobieren war an diesem Tag ausdrücklich erlaubt. So hatte das Sanitätshaus für diesen Tag extra zehn Kinderrollstühle und eine kleine Test-Fahrstrecke mitgebracht. „Gar nicht so einfach…“, lautete das Fazit der Jungen und Mädchen. Denn es erfordert die richtige Technik und einiges an Armkraft, um mit einem Rollstuhl über eine Rampe oder beispielsweise Kopfsteinpflaster zu fahren. Auch das Orientieren mit einem Blindentaststock und das Erfühlen von einzelnen Wörtern in Brailleschrift waren eine spannende Herausforderung. Für die Selbsterfahrung wurden außerdem spezielle Brillen genutzt, die verschiedene Augenerkrankungen simulieren und so zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens führen. Die Schüler*innen zeigten sich sehr interessiert und kehrten am Ende des Tages mit jeder Menge neuer Eindrücke in die Schule zurück.

Der 06.03. brachte wiederum ganz neue Erfahrungen mit sich. Nachdem die Klasse vorab in zwei Gruppen aufgeteilt wurde, besuchte der eine Teil die Medienfabrik in der Martin-Luther-Straße, während der andere sich bei der Band „Seeside“ am Helmshäger Berg traf. Unter der Anleitung von Martin Fritz, Mandy Witt-Linke und Heidi Roscher durften die Kinder in der Medienfabrik gemeinsam mit den dort arbeitenden Leistungsberechtigten T-Shirts und personalisierte Trinkflaschen bedrucken, Schlüsselanhänger mit dem Logo ihrer Grundschule bemalen und sich natürlich auch den Arbeitsbereich ansehen. Alle waren voller Eifer dabei und freuten sich über die selbst gestalteten Ergebnisse. Mittags wurde dann im Café und Restaurant Lichtblick gespeist.

Die „Seeside-Kinder“ waren jedoch nicht minder begeistert. Sie hatten an diesem Tag die Möglichkeit, den Probenraum der Band zu besuchen, der Musik zu lauschen, selbst auch einmal einzelne Instrumente auszuprobieren und dann zusammen mit „Seeside“ einen eigenen Song aufzunehmen. Von Michael Turban erfuhren sie, wie so ein Musikstück entsteht und welche Details bei einer Aufnahme besonders wichtig sind. In der Pause wartete bereits ein liebevoll gedeckter Mittagstisch in den Räumen der Greifenwerkstatt auf die Kinder. Beeindruckt und stolz berichteten die Jungen und Mädchen am nächsten Tag in der Schule von ihren Erlebnissen und staunten nicht schlecht, als sie plötzlich eine Aufnahme des neuen Liedes, auf CD gebrannt, überreicht bekamen. 

Doch damit nicht genug: Im Mai wird „Seeside“ die Käthe-Kollwitz-Grundschule besuchen und als besonderes Highlight für alle Klassen ein Konzert spielen, bei dem die 4c dann „ihren Song“ gemeinsam mit der Band aufführen kann. Die Vorfreude darauf ist riesig und die Rückmeldungen der Kinder zum Projekt durchweg positiv. Die gemeinsamen Erfahrungen und Gespräche haben viele von ihnen zum Nachdenken angeregt und vielleicht sogar den Blick auf das Thema Inklusion nachhaltig verändert.

Im Namen der Klassenlehrerin Frau Gaude und der 26 Jungen und Mädchen möchten wir uns daher noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten und Organisatoren für ihr Engagement und die tolle Vorbereitung dieser zwei besonderen Tage bedanken!