Der Pommersche Diakonieverein e.V. bietet am Standort Groß Lehmhagen seit Anfang der 1990er Jahre ein stationäres psychiatrisches Pflegewohnangebot an. Die Einrichtung, welche ihren Ursprung als psychiatrisches Krankenhaus im Kreis Grimmen hat, wurde nach dem früher vor Ort tätigen leitenden Arzt benannt – Dr. Gerhardt-Haus. Der Name wurde auch mit dem Umzug aus dem historischen Gutshaus in den benachbarten Ersatzneubau fortgeführt.
Seit Sommer dieses Jahres liegen dem Pommerschen Diakonieverein hinreichende Nachweise vor, dass der bisherige Namensgeber während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) sowohl in nationalsozialistischen Organisationen Mitglied war, als auch mit großer Wahrscheinlichkeit an Zwangssterilisationen von Menschen mit Beeinträchtigung in dieser Zeit mitwirkte. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Gerhardt frühzeitig Kenntnis von den durch die Nationalsozialisten durchgeführten Maßnahmen des organisierten Behindertenmordes („Euthanasiemaßnahmen“) hatte.
Die Fortführung des Namens, Dr. Gerhardt-Haus, in welchem bis heute Menschen mit psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen leben, ist folglich für den Pommerschen Diakonieverein nicht mehr tragbar. Die Namensablegung ist deshalb die logische Konsequenz.
Das stationäre psychiatrische Pflegewohnangebot wird unter dem Namen Psychiatrisches Pflegewohnzentrum fortgeführt.
Der Pommersche Diakonieverein e.V. bedauert, nicht frühzeitiger von der Vergangenheit Gerhardts Kenntnis gehabt zu haben. Eine interne Aufarbeitung soll Mitarbeitenden und Kunden helfen, mit den zu Tage getretenen Erkenntnissen perspektivisch umgehen zu können.